Paul und Richilde WERNER
Der bayerische Heiligenhimmel.
Frommer Brauch im Jahreslauf
1. Auflage - Plenk | Berchtesgaden 2003
gebunden -- 31 cm -- 368 S. ill.
[ISBN: 3-927957-29-1]
Inhaltsverzeichnis

"Das Wirken der Heiligen gehört zum Grundstock abendländischer
Kulturgeschichte, ihre Lebensgeschichten und Legenden boten Motive für
alle Gattungen der bildenden Kunst. Die Namen von Heiligen füllen den
Kalender vom ersten bis zum letzten Tag des Jahres - die Kirche hat
gleichsam den gesamten Jahreslauf mit Heiligentagen besetzt und so jedem
Tag des Kalenderjahres einen besonderen Sinn gegeben. Die einzelnen
Heiligenlegenden werden damit in die Perspektive der gesamten
Heilsgeschichte eingeordnet. Das historisch einmalige Leben eines
Heiligen wird im Rahmen der alljährlichen kultischen Wiederkehr zur
Sphäre des dauernd Wirkmächtigen erhoben. Der wesentliche Sinn der
Legende ist das Sprechen über das Wirken einer höheren Macht. Die
Legenden überschreiten bewusst die Naturgesetze, sie gehören einer
anderen, höheren Welt an und ordnen alles in das christliche
Heilsgeschehen ein. Dabei spielt die ,.Historizität" keine Rolle - man
soll an ihren Sinn glauben, aber sie nicht „historisch" nachprüfen, auch
wenn sie meist auf einem geschichtlichen Kern aufbauen. Die meisten
Bräuche verdanken ihre Herkunft dem kirchlichen Festjahr und seiner
Liturgie sowie den Legenden. Höhepunkte dieses „Kirchenjahres" sind die
großen Festkreise Ostern und Weihnachten; an diesen spirituellen
Höhepunkten des Jahres mit ihrer langen Vorbereitungszeit - Fasten und
Advent - verdichtet sich das fromme Brauchtum vielerorts dramatisch.
Dieses Brauchtum wird durch das festliche Gedenken an einige
„Kalenderheilige" bereichert, die dem Volk ganz besonders ans Herz
gewachsen sind. Dazu kommen Heilige, die in bestimmten Orten und
Regionen besondere Verehrung genießen und innerhalb der allgemeinen
Jahresrhythmisierung für besondere Höhepunkte in lokalem Brauchtum
sorgen. Unter kirchlichem Einfluss entstanden im Laufe der Jahrhunderte
zahlreiche „Kalenderbräuche" mit mannigfaltigen regionalen Schwerpunkten
und örtlichen Besonderheiten, vielfach vermischt mit profanen
Brauchelementen aus ältester oder auch neuerer Zeit. So entwickelte sich
eine faszinierende Symbiose von Bräuchen und B;en, deren Herkunft und
Entwicklung seit jeher Gelehrte Amateure nachspürten. Dabei überrascht
die Fachliteratur zunächst mit einer erstaunlichen Zahl von Festtagen,
die im Laufe der Kirchengeschichte bis auf „hundert Heiligentage"
uchsen, wie sie in einzelnen Diözesen - einschließlich der intage - vom
13. bis zum 16. Jahrhundert gefeiert wurden, ser „Übelstand" hatte schon
im 15. Jahrhundert Missfallen gt und Papst Urban VIII. (1623-1644)
kürzte die Zahl der ittage von damals 45 auf 34 - was etwa der Länge
unseres heutigen Urlaubs entspricht! Im Konkordat Napoleons blieben nur
noch vier Tage übrig und im säkularisierten Bayern gab es 1811 auch nur
noch zehn staatlich geschützte Feiertage. Die kirchlichen Kalenderfeste
markierten seit jeher zumeist auch Einschnitte im bäuerlichen
Wirtschafts- und Arbeitsjahr und brachten verdiente Arbeitspausen in die
sauren Arbeitswochen. Die Verknüpfung kirchlicher Festtermine ins
Fühlen, Denken und ins Brauchleben der agrarischen Gesellschaft ist
unübersehbar und auch mit Wetter- und Arbeitsregeln vieler Art
verbunden. Da es früher - teilweise bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts! -
keinen Urlaub und keine verbindliche Freizeit für das arbeitende
Landvolk gab, erfüllten die Feiertage auch eine wichtige soziale
Funktion. Der vorliegende Band zielt darauf ab, die Vielzahl unserer
Bräuche in typischen Beispielen in Text und Bild vorzuführen und zu
ihren religions- und kulturgeschichtlichen Zusammenhängen Auskunft zu
geben. Vollständigkeit und Ausgewogenheit waren wegen des enormen
Umfangs der Thematik nicht zu erreichen. Die 50 Kapitel des Werkes bauen
in ihren wesentlichen Aussagen auf der neuesten Fachliteratur auf,
lassen aber auch Autoren aus älterer Zeit über längst vergangene
Brauchformen berichten. Überraschend ist für viele Leser wohl die
„Neuauflage" einiger scheinbar längst vergessener Bräuche und auch die
mitunter neue Form, in der uns altes Brauchtum heute entgegentritt.
Gerade dieser stete Wandel beweist die Lebendigkeit unserer Bräuche,
deren Fortbestand uns allen ein wichtiges Anliegen in sollte. Das Buch
will vor allem durch seine reiche farbige bilderung aus jüngster Zeit
ansprechen. Es soll ein zeitloser itfaden sein - zum Lesen, Nachschlagen
und Nachdenken, i Schauen und Staunen, zum Mitfeiern und „Mitmachen".
Baudirektor i. R., Dipl.-Ing. Paul Werner unternahm während seines
Studiums an der Technischen Universität in München ausgedehnte
Studienreisen in sämtliche europäischen Mittelmeerländer, nach
Kleinasien, Ägypten und in den Vorderen Orient, in späteren Jahren
widmete er sich intensiven Studien der bäuerlichen Baukultur in den
Alpen. Er war von 1974 bis 2001 Referent am Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege und betreute das östliche Oberbayern. Er ist in
Fachkreisen bereits durch sechs umfassende Standardwerke über die
bäuerliche Baukultur bekannt geworden („Der Bergbauernhof", „Almen",
„Das Bundwerk", Verlag Callwey München; „Bäuerliche Baukultur im
Berchtesgadener Land", „Vom Marterl bis zum Gipfelkreuz", „Das
Bundwerk", 2. Ausgabe, „Weihnachtsbräuche in Bayern", Verlag Plenk,
Berchtesgaden). Seine Bibliographie verzeichnet etwa 350
populär-wissenschaftliche Aufsätze. In Bergsteigerkreisen ist Paul
Werner durch einige Bergführerwerke (sämtliche im Bergverlag Rother,
Ottobrunn/b. München) und durch etwa 200 alpinistische Beiträge bekannt
geworden.
In seiner „Spätphase" interessierte sich der Autor zunehmend für
religiöse Volkskunde und frommes Brauchtum. Sein erstes großes Werk auf
diesem Gebiet - „Weihnachtsbräuche in Bayern" - war ein großer Erfolg
und Ansporn, die Thematik auf das Brauchtum des gesamten Jahres
auszudehnen: das vorliegende Werk ist das Ergebnis langjähriger Studien
und Foto-Excursionen von Berchtesgaden bis Füssen, von Burghausen bis
Bamberg ...
Richilde Werner studierte in späteren Jahren Kunstgeschichte,
historische Hilfswissenschaften, Volkskunde und Archäologie und ist zum
Teil Verfasserin, zum Teil Mitverfasserin zahlreicher Aufsätze und
Buchbeiträge. Ihre Vorliebe gilt dem bayerischen Brauchtum sowie
frömmigkeitsgeschichtlichen und brauchkundlichen Themen. Für das
Entstehen des vorliegenden Werkes war sie die unermüdlich treibende
Kraft, die auch in schweren Zeiten nie das Ziel aus den Augen verlor." (
Quelle)